Was sich prima vista lustig anhört, ist leider ganz traurig. Wird ein ungeborenes Kind während seiner Entwicklung dem Alkohol ausgesetzt, entstehen schwerwiegende Fehlbildungen in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. Eines der charakteristischen Merkmale, das dem armen Kind ins Gesicht geschrieben ist, ist die so genannte Steckdosen-Nase. In unserer aufgeklärten Welt weiß jeder, dass werdende Mütter und Stillende nichts Hochprozentiges zu sich nehmen dürfen – dennoch ist es traurige Realität, dass auch heutzutage frisch Geborene schon geschädigt auf die Welt kommen (ca. eines von 300). Über die Nabelschnur hat das Kind schnell den gleichen Alkoholpegel wie die Mutter. Die Alkohol-Embryopathie (auch Fetales Alkoholsyndrom, FAS) beinhaltet zum Teil schwere, nicht wieder gut zu machende Schäden beim Kind. Jeder einzelne Fall ist eine Tragödie, die verhindert werden kann. Das FAS zeichnet sich durch kognitive und körperliche Schädigungen und Störungen des Sozialverhaltens aus. Es ist die häufigste nicht-genetisch bedingte Ursache für geistige Behinderungen. Alkohol kann alle Organe und Organsysteme des ungeborenen Kindes schädigen. Die Schweregrade alkoholbedingter Schädigungen beim Kind haben ebenso wie die individuelle Ausprägung des mütterlichen Alkoholkonsums eine große Bandbreite. Die Diagnose des klassischen Syndroms stützt sich bei schwer betroffenen Kindern besonders auf äußere Merkmale. Dazu zählen: Minderwuchs, Untergewicht, Kleinköpfigkeit, mangelhafte Muskelentwicklung und typische Gesichtsveränderungen (Stupsnase mit nach vorne zeigenden Nasenlöchern, Hautfalte im inneren Augenwinkel, tief ansetzende Ohren, seitlich abfallende Lidachsen, schmale Oberlippe, flaches Philtrum – das ist die Kuhle zwischen Oberlippe und Nase). Weiterhin zeigen Betroffene unter anderem emotionale Instabilität, mit Temperamentsausbrüchen und Hyperaktivität und Entwicklungsverzögerungen der Motorik mit Tollpatschigkeit.
Die Schädigungen werden eher als frauenspezifisches Problem gesehen. Allerdings spielt auch der Mann während der Schwangerschaft eine Rolle. Während die Frau alkoholenthaltsam lebt, trinkt der Mann weiter, was die Frau zum Mittrinken animieren könnte. Durch verantwortungsbewusstes Verhalten der werdenden Mutter mit konsequenter, absoluter Alkoholabstinenz während der Schwangerschaft, würde diesen Kindern ihr schlimmes Schicksal mit lebenslänglicher geistiger und körperlicher Behinderung erspart bleiben.
Ihr Apotheker
Dr. Thomas Klose und Mitarbeiterinnen